Feel good Garantie im Skulpturengarten

Der Garten des Palais Auersperg in der Josefstadt wird auch diesen Sommer wieder zur Wohlfühloase mit Kunstgenuss. Dafür sorgen neben Kulinarik auch Künstler:innen wie Tanja Prušnik, Ina Loitzl, Elisabeth von Samsonow und Talos Kedl.

„Dr. Feelgood“ ist eine drei Meter große Kupferplastik, überzogen von Schweißnähten, die wie aneinandergereihte Perlen die jeweils nächste Wendung begrenzen. Geschaffen hat sie Talos Kedl, der wie schon im Vorjahr gemeinsam mit anderen Künstler:innen den Skulpturengarten des Palais Auersperg im 8. Bezirk bespielt. „Kupfer eignet sich aus meiner Sicht am besten für die organischen, vegetabilen Formen meiner Plastiken, die warm und fast weich wirken“, sagt der international renommierte Bildhauer. „Mich reizen die scheinbaren Gegensätze des harten Kupfers, das ein relativ weiches Metall ist. Die mächtigen Skulpturen, die aufgrund der warmen Farbigkeit sanft wirken. In dieser Asymmetrie finde ich schließlich die natürliche Harmonie der Figuren“, sagt der freischaffende Künstler, der in Wien und im Südburgenland lebt und arbeitet. Wer eine seiner Skulpturen umrundet und intensiv betrachtet, erkennt die spannende Metamorphose, die sie durchmachen, kaum blickt man sie von einer anderen Seite an. Doch die Figuren können individuell interpretiert werden, ohne Missverständnisse, Umwege und Erklärung führen sie direkt ins Archaische. Dieser Ansatz erleichtert den Betrachter:innen den Zugang zu den Skulpturen und damit zur zeitgenössischen Kunst.

Zeitgenössisches im historischen Park

Neben Kedls Werken ist unter anderen ein Objekt der Skulpteurin und Künstlerhaus-Präsidentin Tanja Prušnik zu sehen. Auch Elisabeth von Samsonow, Professorin an der Akademie der bildenden Künste, stellt eine ihrer ausdrucksstarken feministischen Skulpturen aus, was Ursula Tuczka, Organisatorin und Kuratorin in Personalunion, besonders freut. „Der Skulpturengarten im Herzen Wiens vereint mehrere zeitgenössische Positionen, die in dieser Kombination einzigartig sind. Er verbindet auch Gegenwart und Vergangenheit. Man kann sich gut vorstellen, wie die Menschen früher dort lustgewandelt sind. Genau dieses einzigartige Feeling wollen wir den Besucherinnen und Besuchern bieten und dazu die Möglichkeit, bei einem guten Glas Wein im Garten zu verweilen und die Kunst zu betrachten oder darüber zu philosophieren“, sagt Tuczka vom Metropolitain Art Club. Gelegenheit dazu bieten auch die Werke von Gert Resinger, dessen farbenfrohe, überdimensionierte Blume aus Holz das Publikum im Vorjahr erfreute und der heuer wieder mit dabei ist, oder die „weißen Riesen“ des Steirers Michael Maier, der ebenfalls schon im Skulpturengarten vertreten war. Seine Arbeiten wirken trotz des weißen Materials heroisch in ihren Gebärden und zugleich malträtiert von den Metallnägeln, die in ihnen stecken. Weitere Künstler:innen sind angefragt.

collage skulpturgarten

rechts oben: Organisatorin und Kuratorin Ursula Tuczka mit Talos Kedl vor seiner Kupferplastik „Wächter“

Mehr Platz für Kunst

Der Garten des Palais Auersperg war jahrelang nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Erst die Öffnung brachte auch die Kunst zum Publikum, in bester Zusammenarbeit mit der Gastronomie – den Betreibern des „Palais Freiluft“, die diesen Sommer bereits zum dritten Mal für Kulinarik vom Feinsten sorgen. Es ist ein Garten zum Verweilen, Innehalten, Betrachten, Wahrnehmen, Erfreuen und zur unbeschwerten Auseinandersetzung mit Kunst – heuer auf einer größeren Fläche und für eine längere Zeit.

Eröffnet wird das Palais Freiluft am 19. Juni um 16 Uhr. Die Vernissage des Skulpturengartens ist am 26. Juni. Interessierte sind bis Anfang September willkommen.

Palais Freiluft

Sushi, Burger, Hummus und Beef Tatar, Wien-Wein, Bier, Cocktails und Champagner – die Gastro- und Barszene bespielt als „Palais Freiluft“ heuer zum dritten Mal einen der schönsten Gastgärten im Herzen Wiens. Chillen und Quatschen unter schattigen Bäumen, Lustwandeln im Skulpturengarten, Food-Events und Gastköche – der Sommer kann kommen.

▶ 8., Trautsongasse 1B. Ab 19/Jun/2023 bis Anfang September (bei Schönwetter). Mo–Sa 16–23h. www.freiluft.co.at

Skulpturengarten

Die ausgewählten Künstler:innen zeigen unterschiedliche Positionen sowohl in der thematischen Auseinandersetzung als auch in der künstlerischen Umsetzung. Manche Arbeiten replizieren die spezifischen Gegebenheiten des Gartens und der Natur. Andere beziehen sich auf die Vergangenheit des Palais Auersperg, das in der Nazizeit das Quartier der Widerstandsbewegung O5 war.

Im Skulpturengarten zeigen etablierte Künstler:innen ihre Werke ebenso wie Nachwuchstalente. Mit ihren Arbeiten möchten sie der Stadt und den Besucher:innen des Skulpturengartens auf ihre Art begegnen. Spezielle Themenabende und Führungen sind geplant.

metropolitain.at

Kedls Kunstwiese

Wer von den ausdrucksstarken Skulpturen des Talos Kedl nicht genug bekommen kann, ist auf seiner Kunstwiese richtig. 2010 hat er dieses Refugium auf seinem Grundstück in Markt Neuhodis im Südburgenland errichtet. Wo sonst „Dr. Feelgood“ das gesamte Areal dominiert, stehen jetzt noch weitere kraftvolle Arbeiten des Bildhauers. Er hatte beim Schaffen seiner Großplastiken die Vision, einen eigenen Skulpturenpark anzulegen. „Schon als Kind war ich fasziniert von Orten, an denen Skulpturen im Freien stehen, sich entfalten und mit ihrer Umgebung in Dialog treten können“, sagt Kedl. Das „Schauen mit den Händen“, sonst oft nicht erlaubt, ist auf der Kunstwiese ausdrücklich erwünscht. Einfach anmelden und einen Sonntagsausflug machen.

talos-kedl.at, skulpturen-park.at