Nicht Ersatz, sondern Zusatzangebot

Max Calanducci, ein junger Musiker und Student aus Südtirol, ist uns erstmals bei einem Zoom-Meeting begegnet. Neben der Musikwelt fühlt er sich auch in der digitalen Welt sehr wohl.

Seit 2015 studiert er Instrumentalpädagogik und klassisches Schlagwerk. Parallel dazu geht er dem Lehramtsstudium Musikerziehung nach. Selbst hat er bereits mit sieben Jahren begonnen, Klavier zu spielen. Heute ist er als Schlagwerker in verschiedenen Orchestern und Ensembles im In- und Ausland tätig. Seit fast zwei Jahren unterrichtet er zudem Schlagwerk und Keyboard im Musischen Zentrum in der Zeltgasse.

„Seit der coronabedingten Absage aller Veranstaltungen stand ich als Musiker und Musikstudent zunächst einmal im Leeren. Dann ließ ich mir aber etwas einfallen, und zwar kreiere ich seit über einem halben Jahr digitale Musikvermittlungskonzepte. Zurzeit mache ich das für passwort:klassik, die Musikvermittlung der Wiener Philharmoniker“, erklärt der findige junge Mann: „Ich wollte ein Konzert auch digital in ein schönes ästhetisches Erlebnis verwandeln. Ich versuche unter anderem mittels Videos, der Klassik durch die Verknüpfung mit den neuen Medien ihren altmodischen Charakter zu nehmen, denn so ist sie für ein junges Publikum modern konsumierbar.“

Den Wiener Philharmonikern ist es ein Anliegen, in Zeiten von Lockdowns und Fernunterricht den Kontakt zum jungen Publikum zu wahren und musikalische Erlebnisse bieten zu können. So konnte Calanducci die Philharmoniker bzw. das Vermittlungsprogramm passwort:klassik unter der Leitung von Hanne Muthspiel-Payer für seine Idee gewinnen, Lehrpersonen und Schüler*innen im Homeschooling zu unterstützen.
Es wurden Videos mit Mitgliedern des Orchesters gedreht und interaktive Online-Tools entworfen. „Letzteres muss man sich wie eine digitale Pinnwand mit Lernmaterialien vorstellen. Es funktioniert interaktiv, es gibt zum Beispiel Quizze und Arbeitsblätter. Die Schüler*innen einer Klasse können etwa im Rahmen der Workshop-Reihe als Abschlussarbeit einen Stummfilm vertonen“, erläutert Calanducci seine Lern- und Lehrangebote im Internet. „Ich bin sehr stolz, dass die Philharmoniker auf meine Expertise zurückgegriffen haben – das könnten auch andere Kulturinstitutionen zum Beispiel in der Josefstadt tun. Ich sehe meine Angebote im Internet nicht als Ersatz, sondern als Zusatzangebot“, so der Musikvermittler.

Zu Hause ist Max Calanducci in der Josefsgasse – mit Begeisterung. „Wenn ich vor die Türe gehe, spüre ich ein warmes Gefühl, so wohl fühle ich mich im Achten. Wenn man sich bewusst ist, dass man im Zentrum einer Millionenmetropole wohnt, ist das fast irreal – das Leben hier ist so angenehm, in wenigen Schritten bin ich zum Beispiel am Samstag beim Biomarkt“, schwärmt der glühende Josefstädter.

www.maxcalanducci.com


Ausgabe 01/2021