Spitzenmedizin mit Frau an der Spitze

Mit der Privatklinik Confraternität hat die Josefstadt ein eigenes Spital im Bezirk. Deren dreiköpfigem Führungsteam gehört seit 1. April Christine Sageder als neue Verwaltungsdirektorin an.

Wir haben sie an ihrem neuen Arbeitsplatz besucht und mit ihr über die Herausforderungen im Gesundheitsbereich gesprochen. Dabei haben wir auch einen Blick in die Zukunft der „Confra“, wie die Klinik liebevoll genannt wird, geworfen.

Sie sind erst seit Kurzem beruflich in der ­Josefstadt. Haben Sie sich schon eingelebt?
Ja, ich fühle mich sehr wohl in der Josefstadt. Vor allem die Menschen im Unternehmen und auch im Bezirk haben mir den Einstieg sehr angenehm gestaltet.

Was gefällt Ihnen hier besonders gut?
Ich finde, die Josefstadt ist ein hipper, moderner Bezirk, und das ist in Verbindung mit unserem traditionellen Haus eine tolle Kombination, um hier zu arbeiten. Die Diversität, die vielen Studenten auf der einen und die alteingesessene Bevölkerung auf der anderen Seite finde ich sehr spannend. Die Kooperationen zwischen den Generationen und unterschiedlichen Gruppen beobachte ich mit Freude.

Vielleicht können Sie uns kurz erklären, was hier am Standort alles geboten wird.
Es gibt die Privatklinik, aber auch eine eingemietete Röntgenordination mit allen Kassen. Wir legen Wert darauf, alles unter einem Dach zu haben, das heißt: Vorsorge, Diagnose und Therapie. Unsere Schwerpunkte sind neben der Männergesundheit die Vorsorgemedizin, die Behandlung von Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparats (Orthopädie, Sport-, Gelenk- und Fußchirurgie), Onkologie, Kardiologie, Chirurgie und Augenheilkunde. In Zukunft wollen wir zum Beispiel die Fußchirurgie weiter ausbauen. Wir versorgen unsere Patientinnen und Patienten ambulant, tagesklinisch und stationär.

Wie gestaltet sich der Betrieb seit Corona?
Die Schaffung der größtmöglichen Sicherheit für Patienten und Personal ist der wichtigste Punkt. Ich denke, das ist uns sehr gut gelungen. Vor dem stationären Aufenthalt muss jede Patientin/jeder Patient einen Covid-Test machen. Bis Ende Juni hatten wir auch eine Kooperation mit dem KAV/Wiener Gesundheitsverbund. Wir haben zum Beispiel anstehende Operationen des Gesundheitsverbunds abgearbeitet. Das hat sehr gut funktioniert. Dafür gab es auf beiden Seiten einen Koordinator. Das Echo war überaus positiv.

Sie haben auch viele Patient*innen aus dem Ausland.
Ja, leider können viele im Moment nicht von uns behandelt werden. Es gibt strenge Einreisebestimmungen, die natürlich beachtet werden müssen. Die meisten kommen aus Rumänien, Russland, Deutschland und der Ukraine. Und wie schaut es mit der ­Bevölkerung aus dem achten Bezirk aus? Im letzten Jahr durften wir ein paar Hundert Josefstädterinnen und Josefstädter betreuen. Es freut uns, dass so viele Patienten aus dem eigenen Bezirk zu uns kommen. Ohne effiziente Verwaltung könnte der komplexe Betrieb einer Klinik nicht funktionieren. Zu Ihren Aufgaben zählen Belagsmanagement, Qualitätsmanagement, Personalführung, Einkauf und Budgetüberwachung, Facility Management sowie die interne Prozessoptimierung.

Was haben Sie sich für die kommenden Jahre vorgenommen?
Weiterhin die hohe Qualität zu halten und das perfekte Zusammenspiel aller Berufsgruppen am Haus zu unterstützen. Ganz nach unserem Leitspruch: „Gesundheit gemeinsam gestalten“. Um den Standort zukunftsfit und attraktiv zu halten, sind auch Investitionen notwendig. So haben wir die Cafeteria und den Empfang ausgebaut, jetzt werden gerade die Zimmer auf der Station 2 modernisiert. Wir schaffen auch immer wieder neue Gerätschaften an – Stichwort Digitalisierung. Es ist uns auch wichtig, den Belegärzten die notwendige Infrastruktur „State of the Art“ – von den Diagnoseeinrichtungen über die OPs bis hin zu Therapiemöglichkeiten – zur Verfügung stellen zu können. In den letzten fünf bis zehn Jahren ist zu beobachten, dass die Ansprüche der Patientinnen und Patienten immer größer werden. Die Nachfrage nach privaten Gesundheitsleistungen steigt stetig. Die Gesundheit hat einen sehr hohen Stellenwert, auch bei den Jungen – man ist bereit, in seine Gesundheit zu investieren.

Sie sind auch ein wichtiger Arbeitgeber im Bezirk.
Ja, wir haben 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir haben hier einen schönen Personal-Mix aus jungen und sehr lange am Haus arbeitenden Menschen. In unserer Gruppe verfügen wir auch über eine eigene Academy, an der sowohl Aus- und Fortbildung sowie Seminare als auch speziell auf Führungskräfte zugeschnittene Kurse angeboten werden. Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Dass an unserem Haus der Leitspruch „Gesundheit gemeinsam gestalten“ weiterhin gelebt wird – auch mit der Josefstädter Bevölkerung. Gelegenheit für ein Kennenlernen gibt es wieder beim Josefstädter Straßenfest (18. September), bei dem wir jedes Jahr ein Zelt haben, wo man u. a. einen Gesundheitscheck machen kann.

▶ Privatklinik Confraternität. Skodagasse 32.
+43 1 401 14-0, www.privatklinik-confraternitaet.at

 

Foto1: Christine Sageder, Foto2: Gedenktafel 200jähriges Bestehen der Confraternität, Foto3: Ansicht Garten mit Café

Zur Person: Christine Sageder

Den Einstieg in den Klinikalltag machte die gebürtige Oberösterreicherin als Diätologin an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Wien. In der Privat­klinik Goldenes Kreuz war Christine Sageder, MSc MBA, über zehn Jahre für den Aufbau eines prozessorientierten Managementsystems zuständig. 2017 wechselte sie in die PremiQaMed Group, wo sie eine zentrale Funktion für Organisationsentwicklung und Strategiemanagement für alle Betriebe der Unternehmensgruppe innehatte. Berufsbegleitend absolvierte sie u.a. den Universitätslehrgang für Health Services Management und den Universitätslehrgang für Gesundheitsmanagement an der Donau-Universität Krems.

 

Geschichte Confraternität

1729 schloss sich eine Gruppe von sieben Männern zusammen, um die praktische Nächstenliebe für erkrankte und bedürftige Mitglieder des bürgerlichen Handelsstands im Wien des 18. Jahrhunderts zu leisten. Die Initiatoren wurden von einem hohen ethisch-religiösen Ideal geleitet, das sich auch in ihrer Bezeichnung „Confraternität“ (Bruderschaft) ausdrückte. 1776 wurden der Confraternität auf Wunsch Kaiser Josephs II. Räume im neu errichteten k. k. Universalkrankenhaus (Allgemeines Krankenhaus) zugewiesen. Wenige Schritte vom heutigen Alten AKH wurde im Mai 1835 das erste eigene Spital in der Alsergasse (heute Skodagasse 32) belegt. Die wirtschaftlichen Notjahre der Ersten Republik hinterließen auch in der Confraternität ihre Spuren. So wurde aus der religiösen Bruderschaft eine private Krankenanstalt. Heute gehört die Confraternität zur PremiQaMed Group, die eine 100-Prozent-Tochter der Uniqa Versicherung ist.


Ausgabe 03/2020