12-Takt-Musik bis Maßstab 1:72

Erik Trauner kann man als Parade-Josefstädter bezeichnen. Er ist im Achten aufgewachsen und ihm bis heute treu geblieben.

Trauner ist einer der besten Musiker Österreichs – und außerdem ein begnadeter bildender Künstler. Als Musiker hat er mit seiner 1977 gegründeten Mojo Blues Band mit Titeln wie „Rosa Lee“ die Hitparaden gestürmt und sich auch solo in die Herzen der Fans der 12-Takt-Musik gespielt.

Das ist für die meisten Josefstädter*innen nichts Neues. Mit Wehmut erinnern sie sich an die „Mojo Blues Parade“ im Hof des Palais Strozzi, die Erik Trauner viele Jahre organisierte. Dieses Open-Air-Festival fehlt – insbesondere in Zeiten von Corona.

Wieder ein Open Air im Bezirk, dieser Gedanke gefällt auch Trauner: „Ich liebe die Josefstadt, ihr dörfliches Feeling mitten in einer Millionenmetropole, ihre Infrastruktur ist genial. ,Support the Locals‘ ist mein Leitspruch – egal ob Elektrohändler oder Künstler. Ich gehe gerne im Bezirk essen. Wir haben alle 50 Meter ein Spitzenlokal – wo gibt es das sonst? Die Lange Gasse hat sich zu einer Gourmetmeile entwickelt. Hier kann man eine kulinarische Weltreise vom Griechen über den Spanier bis zum Mexikaner unternehmen.“

Der mit dem Goldenen Verdienstzeichen der Republik Österreich Ausgezeichnete hat neben der Musik ein weiteres Talent, das hierzulande seinesgleichen sucht: Er baut meisterhafte Dioramen (Maßstab 1:72). Vom Vater, einem Maler und Grafiker, hat er die Liebe zum Modellbau. In Zeiten von Corona, wo Auftrittsverbote den Musikern das Leben schwermachen, kann Trauner sein zweites Standbein in Heimquarantäne voll ausleben – im Gemeindebau, dem Maria-Franc-Hof (siehe S. 8). Hier ist er mit seinen beiden Geschwistern aufgewachsen. „Mein Vater hatte einen Raum als Atelier, also haben wir relativ beengt gewohnt. Homeoffice wurde bei uns praktiziert, seit ich denken kann“, erzählt der Bluesmusiker. „Ich wohne noch immer hier, sehr hell im siebten Stock mit Balkon.“

Unter seinem zweiten Vornamen Nikolai bringt Trauner auch Miniatur-Figurenserien wie Wikinger, Wald­indianer, arabische Basarhändler oder alte Römer heraus, die weltweit gefragt sind: „Ich finde es unheimlich faszinierend, der Natur nachzueifern, und zu historischen Themen zu recherchieren ist ungeheuer spannend. Die Figuren und das Zubehör gieße ich aus Resin.“

Doch möglicherweise macht der Modellbauer bald wieder dem Musiker Platz, denn ab Juni sind die ersten Live-Auftritte mit der Mojo Blues Band geplant. In jedem Fall aber stehen die Chancen gut, unter dem Motto ­#bleibinderjosefstadt Erik Trauner im Achten persönlich über den Weg zu laufen.

www.mojobluesband.com, www.diorama-dreamland.at


Ausgabe 02/2020